Über 125 Jahre Menschlichkeit am Zug
Der Traum vom großen Glück endete oft schon am Ankunftsbahnhof: Viele Mädchen und junge Frauen, die Ende des 19. Jahrhunderts auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben vom Land in die Stadt zogen, fielen organisierten Schleppern und Zuhältern in die Hände. Sie vor Ausbeutung und Menschenhandel zu bewahren, war das Ziel der damals gegründeten Bahnhofsmissionen.
Vorreiter in Sachen Ökumene
Im Jahr 1897 eröffnete die in Schweden geborene Politikerin und Frauenrechtlerin Ellen Ammann mit dem „Marianischen Mädchenschutzverein“ die erste katholische Bahnhofsmission in München – und in Deutschland überhaupt. Vorbild dafür war die drei Jahre zuvor von Pfarrer Johannes Burckhardt ins Leben gerufene Evangelische Bahnhofsmission in Berlin. Kurz nach der katholischen wurde auch die evangelische Bahnhofsmission in der bayerischen Landeshauptstadt gegründet.
Das gute Miteinander der katholischen und evangelischen Bahnhofsmissionen deutschlandweit führte 1910 zur Gründung der „Konferenz für Kirchliche Bahnhofsmission“ (KKBM), der ältesten ökumenischen Struktur auf dem Gebiet der offenen sozialen Arbeit.
Bahnhofsmissionen: Ein Frühwarnsystem
Krieg, Krisen oder Katastrophen: Die Bahnhofsmissionen sehen sich mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert. Wie die Probleme der Menschen am und um den Bahnhof herum verändern sich auch ihre Aufgaben stetig.
Neue Problemlagen werden hier oft schon wahrgenommen, bevor sie in Politik und Gesellschaft ankommen. Die Bahnhofsmissionen gelten daher als wichtige Seismographen gesellschaftlicher Entwicklungen. Die Konstante: Sie waren und sind immer eine verlässliche Anlaufstelle für Menschen in Not.
Lesen Sie hier mehr über die Geschichte der Bahnhofsmissionen in Deutschland.