BM Augsburg Großer Bahnhof für Minister3Augsburg/München. Wenn einer eine Reise tut, dann kann er auf die Bahnhofsmission zählen. Davon überzeugte sich Bayerns Verkehrsminister Dr. Hans Reichhart wenige Tage vor Weihnachten bei einem Besuch in der Augsburger Hilfeeinrichtung persönlich.

Auch wenn die Bahnhofsmissionen vor allem als Anlaufstelle für Menschen in sozialen Notlagen bekannt sind, besteht ein wichtiger Teil ihrer Arbeit in der Unterstützung von Bahnreisenden. Rund 400 Ehrenamtliche und gut 40 hauptberufliche Mitarbeitende sind in den 13 bayerischen Bahnhofsmissionen im Einsatz, um ihren Mitmenschen zu helfen. Bayerns Verkehrsminister Dr. Hans Reichhart lobte bei seiner knapp einstündigen Visite am Freitag deren vielseitiges Engagement. „Ich bin schwer beeindruckt davon, was die Ehrenamtler hier täglich leisten“, sagte der Minister, „sie geben Reisenden Hilfestellung beim Ein-, Aus- und Umsteigen, helfen beim Fahrkartenkauf, betreuen unbegleitete Kinder, unterstützen ältere Menschen, Schwangere und Behinderte am Bahnhof und geben Orientierung. Bei Bedarf gibt es eine kleine Stärkung und Gestrandeten wird eine Unterkunft vermittelt beispielsweise bei Zugverspätungen oder -ausfällen.“

Mehr als 47 000 Kontakte rund ums Reisen zählten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der 13 größtenteils ökumenisch geführten Bahnhofsmissionen in Bayern im vergangenen Jahr. Hier sind die Hilfeeinrichtungen in der Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Bahnhofsmissionen organisiert, deren Träger IN VIA Bayern e. V., ein Fachverband der Caritas, sowie die Diakonie Bayern sind. Laut Hedwig Gappa-Langer von der Arbeitsgemeinschaft sei es ihnen wichtig, dass Menschen, die Unterstützung beim Reisen benötigen, mobil sein können: "Das ermöglicht Teilhabe und schafft Lebensqualität."

Bernhard Christ, Leiter des Augsburger Bahnhofsmanagements, zeigte sich glücklich, die Bahnhofsmission zu haben. Sie sei ein wichtiges Bindeglied in der Reisekette, das dort beginne, wo die Möglichkeiten der Bahn oft enden.
Wie Lisa Hagins (Diakonie Augsburg), Leiterin der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit (KASA) und der Bahnhofsmission, erläuterte, helfen die Mitarbeitenden nicht nur Bahnreisenden, sondern übernehmen auch soziale Dienste. So sind sie beispielsweise Ansprechpartner für Obdachlose, Suchtkranke und Suizidgefährdete und tragen damit auch zur Befriedung des Bahnhofs bei. Etwa 285 000 Kontakte mit Hilfesuchenden haben die bayerischen Bahnhofsmissionen jedes Jahr, etwa 14 000 davon alleine in Augsburg. Viele der Gäste sind in sozialen Schwierigkeiten, leiden unter Armut, Einsamkeit, Schulden oder psychischen Problemen. „Wir kommen an unsere Grenzen“, so Mitarbeiter Klaus Schneider. Und das nicht nur räumlich. Ziel sei es daher, die Öffnungszeiten auszudehnen, so die Vertreter der Augsburger Trägerverbände Caritas und Diakonie, Dr. Walter Semsch und Markus Bottlang. Angesichts der steigenden Herausforderungen bat Adelheid Utters-Adam, Vorsitzende des Landesverbandes IN VIA Bayern e.V., auch um politische Unterstützung für die Dienste der Bahnhofsmissionen im Freistaat.

Dass die Bahnhofsmissionen in ihrem Hilfsangebot quasi zweigleisig fahren, war Minister Reichhart einen besonderen Dank wert. So würden die Anlaufstellen nicht nur Menschen unterwegs helfen, sondern auch jenen, „die gar nicht mehr wissen, wo es hingeht.“ Für ihn war daher ganz klar: „Sie leisten da einen super Dienst.“

Die Anfänge der Bahnhofsmission gehen in Deutschland auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück, als im Zuge der Industrialisierung vermehrt Mädchen und junge Frauen in die Städte kamen, um dort Arbeit zu finden. Einrichtungen der beiden christlichen Kirchen sowie damals auch der israelitischen Kultusgemeinden kümmerten sich um diese Frauen und boten ihnen Schutz und Hilfe. Die erste Bahnhofsmission in Deutschland wurde 1894 – also vor genau 125 Jahren – in Berlin gegründet, die erste Bahnhofsmission in Bayern 1897 auf dem Centralbahnhof in München.

(Text: Annette Bieber/IN VIA Bayern e.V.)