Berlin. Mit einem Gottesdienst in der Berliner Marienkirche ist am Sonntag, 29. September, an das 125-jährige Bestehen der Bahnhofsmission und an deren Gründer, Pastor Johannes Burckhardt, erinnert worden. Am Freitag war bereits mit einem Festakt mit über 600 Gästen, darunter Vertreter aus Politik und Kirchen, am Berliner Ostbahnhof das 125-jährige Bestehen der Bahnhofsmission gefeiert worden.

In Berlin erfunden: Die erste Bahnhofsmission in Deutschland wurde am 1. Oktober 1894 am heutigen Berliner Ostbahnhof gegründet, um den vielen ankommenden arbeitsuchenden jungen Frauen Hilfe und Vermittlung zu bieten und sie vor Gewalt und Ausbeutung zu schützen. Die Idee machte Schule: Vier Jahre später wurde eine zweite Einrichtung in München gegründet. Heute gibt es bundesweit 104 Bahnhofsmissionen mit über 400 hauptamtlichen und 2.000 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Die Hilfeeinrichtungen sind Vorreiter gelebter Ökumene.

„Neben den Herausforderungen, die sich uns immer wieder durch temporäre Krisen stellen, nehmen wir als wichtigste Funktion der Bahnhofsmissionen mittlerweile die soziale Hilfe für Menschen wahr, die den Anschluss an die Gesellschaft verloren haben. Viele unserer Gäste finden aus eigener Kraft keinen Zugang mehr zu den regulären Hilfesystemen“ beschrieb der Bundesvorsitzende der Bahnhofsmission, Klaus- Dieter Kottnik, den Trend der vergangenen Jahre. Bahnhofsmissionen würden für eine wachsende Zahl von Menschen zur oft einzigen Anlauf- und Kontaktstelle. „Die Überwindung von Ausgrenzung und Einsamkeit wird eine der großen Herausforderungen unserer älter und mobiler werdenden Gesellschaft sein“, so Kottnik. Mehr als die Hälfte der jährlich zwei Millionen Gäste der Bahnhofsmissionen sind sozial benachteiligt. Genutzt werden die Stationen aber auch von Menschen, die Unterstützung bei der Reise benötigen, etwa Menschen mit Behinderungen oder Ältere. Bereits heute zählen die Bahnhofsmissionen jährlich bundesweit mehr als 340.000 Reisehilfen.

Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey hob besonders das Engagement der Bahnhofsmissionen für Familien und Kinder hervor. Giffey ist Schirmherrin des Begleitdienstes Kids on Tour, bei dem Freiwillige der Bahnhofsmission jährlich über 8.000 Kinder in den Zügen des Fernverkehrs der Bahn begleiten. 70 Prozent der reisenden Kinder stammen aus Trennungs- und Scheidungsfamilien und pendeln mit Kids on Tour zwischen den Eltern.

Auch Bahnchef Richard Lutz würdigte das Engagement der über 2.000 Freiwilligen und ca. 400 hauptamtlichen Mitarbeitenden der Bahnhofsmissionen. Im Anschluss an sein Grußwort wurde ein neuer Rahmenvertrag zwischen Deutscher Bahn und Bahnhofsmission unterzeichnet, der hilft, die Arbeit der Bahnhofsmission langfristig abzusichern.(Text: abi)