PI IN VIA Bayern e.V. Integrationsbeauftragte in der Bahnhofsmission Mnchen 490München. „Was Sie hier leisten, ist beeindruckend“ - bei ihrem ersten Besuch in einer Bahnhofsmission in München lobte MdL Kerstin Schreyer (Bildmitte), Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, die Niedrigschwelligkeit und die Vielfalt des Hilfsangebots.

Krasser könnten die Gegensätze kaum sein. Draußen die glitzernde Einkaufswelt, drinnen der Ort, an dem sich München mit all seiner Not und Armut zeigt: In der Bahnhofsmission treffen sich schon früh am Tag die Menschen, die dem Trubel nicht folgen können. Die krank oder einsam sind, die am Rande der Gesellschaft leben. Die Hunger haben und sich für den Tag stärken wollen. Die jemanden zum Zuhören brauchen oder einfach auf der Durchreise sind.

Auch wenn MdL Kerstin Schreyer, Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, als Sozialpädagogin und Familientherapeutin die Misslichkeiten des Lebens kennt, geht ihr der erste Besuch in der Münchner Bahnhofsmission zum Jahresende doch noch einmal besonders nahe: "Hier kommen so viele Menschen mit ganz unterschiedlichen Schicksalen und Problemen zusammen", so Schreyer, "das ist eine große Herausforderung und sicher auch belastend für die Helferinnen und Helfer."

 

Vierzehn haupt- und 135 ehrenamtlich Mitarbeitende sind in der Hilfeeinrichtung an Gleis 11 in München tätig. Im Schichtdienst - und rund um die Uhr - haben sie zwischen 200 und 300 Kontakte täglich. 250 bis 350 Kilo Brot mit Schmalz oder Margarine bestrichen, wandern in der Woche über den Tresen, unzählige Liter Tee werden ausgeschenkt. "Das ist eine Notversorgung, die nicht nur den Hunger stillt, sondern oft auch den Weg für eine weitergehende Hilfe ebnet", erklären die beiden Leiterinnen Bettina Spahn (vom katholischen Träger IN VIA München e.V.) und Barbara Thoma (vom evangelischen Träger Evangelisches Hilfswerk). Bis zu 90 Beratungsgespräche führen sie und ihr Team am Tag. Während in der Landeshauptstadt vier von fünf Gästen ausländische Wurzeln haben, sind es bayernweit 21 Prozent. Nach wie vor suchen viele Osteuropäer hier Unterstützung, "wenn es bei ihnen Probleme gibt, haben sie einfach nicht die Ressourcen und den familiären Rückhalt, um damit fertig zu werden", sagen die BM-Leiterinnen, denen neben er ärztlichen Versorgung der EU-Bürger auch die Wohnungsnot besondere Sorgen bereitet.

Schreyer zeigte sich beeindruckt von der Niedrigschwelligkeit des Angebots:  "Hier kann jeder erst einmal ankommen, Vertrauen fassen und selbst entscheiden, ob und wann er reden oder beraten werden will. Das ist einfach wichtig und können andere Dienste so nicht bieten."

Offen für alle sind auch die anderen zwölf Bahnhofsmissionen in Bayern, die Gästen in prekären Lebenssituationen genauso helfen wie Reisenden, die unterwegs ihren Geldbeutel verloren haben. "Es ist ein Spagat und ein hoher Anspruch, für alle da zu sein", betonte Hedwig Gappa-Langer (IN VIA Bayern e.V) von der Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Bahnhofsmissionen in Bayern. Immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund stranden an den Bahnhöfen und in den bayerischen Bahnhofsmissionen, darunter viele mit psychischen oder körperlichen Erkrankungen und ohne Krankenversicherungsschutz. „Für unsere ehren- wie hauptamtlichen Mitarbeitenden ist es oft kaum möglich, sie weiterzuvermitteln oder auch eine medizinische Versorgung zu finden. Hier muss gemeinsam mit allen Beteiligten aus Politik, Kommunen und Facheinrichtungen nach Lösungen gesucht werden,“ wünscht sich Gappa-Langer. Letztendlich bräuchten viele von ihnen eine sehr persönliche Begleitung, um hier gut anzukommen – in Ausbildung, Arbeit und Gesellschaft. (Text: Annette Bieber/IN VIA Bayern e.V./Foto: Geschäftsstelle Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung)