München/Nürnberg. Ehrenamtstage „light“: Weil die klassische Schulung für die freiwilligen Helferinnen und Helfer der bayerischen Bahnhofsmissionen ausfallen musste, gab es heuer die Online-Reihe „Zusammen engagiert - online verbunden“. Am letzten Kurstag zugeschaltet: Die Ehrenamtsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, Eva Gottstein.
Ob in Würzburg, Ingolstadt, Kempten oder München – in den 13 bayerischen Bahnhofsmissionen geht’s nicht ohne Ehrenamtliche. „Es ist spannend, was Sie alles machen“, sagte Gottstein, die mit ihrem virtuellen Besuch auch ihre Wertschätzung für das Engagement und „die Vielfalt des Angebots in den Bahnhofsmissionen“ deutlich machen wollte: „Es ist im Bewusstsein der Politiker*innen angekommen, dass sie ganz viel leisten.“
Rund 350 Freiwillige engagieren sich in den überwiegend ökumenisch getragenen Einrichtungen, ein gutes Dutzend traf sich nun virtuell. „Eine Präsenzveranstaltung kam heuer nicht in Frage“, so Hedwig Gappa-Langer von der Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Bahnhofsmissionen, „auf den Austausch wollten wir aber gerade in diesem schwierigen Jahr nicht verzichten.“ Deshalb gab es in diesem Jahr die Light-Version der schon traditionellen Ehrenamtstage als dreiteilige Online-Reihe.
Vieles hat sich pandemiebedingt verändert in den Bahnhofsmissionen, die nun schon seit Monaten im Krisenmodus laufen. Das hat auch Konsequenzen für die bewährten Arbeitsmuster der Ehrenamtlichen. Einerseits schick(t)en manche Bahnhofsmissionen ihre Mitarbeitenden aus den Risikogruppen zum Schutz vor dem Virus vorsorglich in eine Zwangspause. Zum anderen musste das Angebot gemäß den Hygienerichtlinien eingeschränkt werden, bei den Reisehilfen genauso wie bei den Aufenthaltsmöglichkeiten für Hilfesuchende.
„Abstand halten“ ist angesagt – zu den Gästen, aber auch zu den Kolleginnen und Kollegen. Diese ungewohnte Hilfe auf Distanz, die sich manchmal auf die wichtige Notverpflegung über extra geschützte Ausgabefenster beschränken muss, macht den Helferinnen und Helfern besonders zu schaffen. Denn mit den Hilfesuchenden länger ins Gespräch zu kommen, ihre Einsamkeit und Verzweiflung zu lindern, ist momentan vielerorts aus personellen und räumlichen Gründen schwer.
Dabei bekommen die Mitarbeitenden täglich die wachsende (auch psychische) Not der Gäste deutlich vor Augen geführt. Und ein Ende des Ausnahmezustandes ist nicht in Sicht. „Das ist schwer aushalten“, so Gappa-Langer, zuständige Referentin bei IN VIA Bayern e.V. und ihr Kollege von der Diakonie Bayern, Harald Keiser, „deshalb möchten wir mit unserem Online-Angebot auch zeigen: Es gibt ein Netz, dass Euch verbindet und auffängt.“
Ehrenamtsbeauftrage Gottstein zeigte sich beeindruckt, mit wie viel Herz und Leidenschaft die Ehrenamtlichen dabei sind, hatte aber auch ein offenes Ohr für deren Sorgen und Wünsche. Sich tatkräftig für Menschen in Not einzusetzen, das ist für die Mitarbeitenden der Bahnhofsmissionen selbstverständlich. „Dieses Kümmern unter den derzeit schwierig Bedingungen kostet viel Energie“, so Gappa-Langer. Deshalb zeigte die Online-Reihe auf, wie man in dieser Situation auch für sich selbst sorgen kann: Beispielsweise durch Austausch und Vernetzung.
Das Angebot wurde in diesem Jahr möglich durch Fördermittel der Zukunftsstiftung Ehrenamt sowie des bayerischen Sozialministeriums. Im kommenden Jahr soll die Reihe weitergeführt werden, sofern die Finanzierung gesichert werden kann.
(Text: Annette Bieber)