BM Lindau Waschraum 1Lindau. Das gibt es in keiner anderen bayerischen Bahnhofsmission: In der Lindauer Hilfeeinrichtung können Menschen ohne Obdach jetzt ihre Wäsche waschen, trocknen und gleich selbst duschen. Möglich macht das ein Fond, den Pfarrer Helmut Bertele der Stadt für die Ärmsten der Armen zur Verfügung gestellt hat: 50 000 Euro hat er gespendet; 1 000 Euro für jedes Jahr, das er in Lindau Pfarrer war.

Gut tausend Euro hat die Stadt nun aus dem Fond entnommen und in eine Waschmaschine und Trockner investiert. Die Asklepios-Klinik spendet die Wasch- und Reinigungsmittel sowie Handtücher. Direkt neben dem Waschraum gibt es außerdem einen abgegrenzten Bereich mit Dusche. Die wurde bis vor einigen Jahren von Bahnmitarbeitern genutzt. Die Bahn brachte sie wieder auf Vordermann und übernimmt die Kosten für Heizung und Wasser. Obdachlose können während der Öffnungszeiten der Bahnhofsmission dort duschen. Wäschewaschen soll künftig Montag, Mittwoch und Freitag vormittag möglich sein. „Das Angebot kommt sehr gut an“, so Einrichtungsleiterin Conny Schäle. Mit ihr freut sich Hedwig Gappa-Langer, zuständige Referentin beim IN VIA Landesverband Bayern, der gemeinsam mit der Diakonie Lindau derzeit Träger der Bahnhofsmission ist, über die Gemeinschaftsaktion: “Wir wollen damit den Menschen auch eine Perspektive geben. Nicht nur dass Betroffene dadurch wieder an Selbstbewusstsein gewinnen. Es erhöht auch ihre Chancen auf eine Wohnung oder einen Job. Und sich waschen und sauber halten zu können, ist einfach auch eine Frage der Menschenwürde.“ Unser Foto (Lindauer Zeitung/Julia Baumann) zeigt von links: Bernhard Christ und Anton Ambs von der Bahn, Hedwig Gappa-Langer (IN VIA Bayern), Harald Thomas (Caritas Lindau), Rechtsamtsleiterin Tanja Bohnert (Lindau), Sigrid Pätzold (IN VIA Augsburg) und Pfarrer Helmut Bertele.

Obdachlose, Flüchtlinge, psychisch Kranke oder Reisende – sie alle finden in den 13 bayerischen Bahnhofsmissionen Zuflucht, Rat und Hilfe. Über 250 000 Gäste nutzen jedes Jahr das unbürokratische Gemeinschaftsangebot der katholischen und evangelischen Kirche. Die rund 320 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden erbringen jährlich mehr als 600 000 Hilfeleistungen. Jeder dritte Gast ist laut Statistik mittlerweile von Armut betroffen.Neben den sozialen Hilfen ist die Unterstützung beim Reisen der zweite große Arbeitsbereich der Bahnhofsmissionen. Dazu gehören Auskünfte und Hilfe beim Ein-, Aus- oder Umsteigen oder Begleitung von alleinreisenden Kindern und Menschen mit Behinderungen.(Text: Annette Bieber)