Rekordzahlen bei den Hilfeleistungen
München. Kein Ende in Sicht: Im vergangenen Jahr wurde die Millionen-Marke geknackt, heuer dürfte die Zahl der Hilfeleistungen in den zwölf bayerischen Bahnhofsmissionen noch einmal deutlich steigen. Die Nachfrage nach Unterstützung – insbesondere bei Notverpflegung und dringend benötigten Dingen des täglichen Bedarfs wie Hygieneartikeln oder auch Schlafsäcken – nimmt unverändert zu.
Immer mehr Menschen, die nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen, die einsam oder verzweifelt sind, die eine psychische Erkrankung oder Suchtproblematik haben: „Die Krisen der vergangenen Jahre haben bei den Gästen deutliche Spuren hinterlassen“, sagt Hedwig Gappa-Langer von der Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Bahnhofsmissionen und zuständige Referentin beim IN VIA Landesverband Bayern, „der Bedarf an Unterstützung ist so hoch wie nie, das ist eine sehr kräftezehrende Situation.“
Sabine Ortloff, stellvertretende Leiterin der Bahnhofsmission Augsburg, kann das nur bestätigen. Für sie und ihre Mitarbeitenden war das Jahr bislang „anstrengend“. Immer mehr Menschen wenden sich an die ökumenische Einrichtung, „an vielen Tagen erreichen wir die 200er-Grenze“, so Ortloff, „das war noch vor ein paar Jahren undenkbar.“ In Augsburg hat die Zahl der Kontakte von 14 505 (2019), also vor der Pandemie, auf 25 646 (2023) zugenommen. 2024 werden es noch einmal viel mehr sein: Rund 36 500 Kontakte verzeichnet die Statistik bereits bis Mitte November.
Nicht nur die Räumlichkeiten stoßen dabei an Grenzen, auch die Belastungen für die Mitarbeitenden wachsen. Konfliktsituationen und Missstimmungen bleiben nicht aus, „wir haben es nicht immer ganz einfach“, sagt Orloff, „dann müssen wir schlichtend eingreifen.“
Die komplexeren Bedürfnisse der Gäste belasten die oft ehrenamtlich Mitarbeitenden sowohl emotional als auch organisatorisch. Gespräche mit Menschen in akuten Krisen oder schwierigen Situationen brauchen Kraft und Zeit. „Das hat schon sehr zugenommen“, so Anita Dorsch, die Leiterin der Bahnhofsmission Nürnberg. Hier hat sich die Zahl der Kontakte zwar auf einem hohen Niveau eingependelt, die Not der Gäste aber ist größer geworden. Seit Beginn der kalten Jahreszeit wird beispielsweise in den Abendstunden doppelt so viel Notverpflegung ausgegeben wie in früheren Jahren. Auch Hygieneartikel oder Kleidung sind viel öfter gefragt. Mit 22 000 materiellen Hilfeleistungen lag die Bahnhofsmission Nürnberg bereits im Oktober deutlich über dem gesamten Vorjahr (16 500). „Oft reicht einfach das Geld nicht mehr zum Leben“, so Dorsch.
Zudem benötigen auch Reisende darunter vor allem ältere Menschen, Familien mit kleinen Kindern oder Personen mit Mobilitätseinschränkungen mehr Unterstützung: sei es beim Ein-, Aus- oder Umsteigen, wenn Züge verspätet sind oder der Aufzug nicht geht. Angesichts des großen Ansturms aktuell kommen spontane Hilfen am Gleis oftmals zu kurz, bedauert Hedwig Gappa-Langer. Die Bahnhofsmissionen freuen sich, wenn sie weitere ehrenamtlich Engagierte gewinnen können und damit auch die Präsenz im Bahnhof und am Gleis wieder verstärken können. „Das ist dringend notwendig.“
Aktuell touren die Bahnhofsmissionen auf der Schiene durch Bayern: Ihre Angebote sind digital auf den Info-Bildschirmen vieler Eisenbahnunternehmen im Zug zu sehen. Mit der Kampagne „Einfach da. Auch für mich.“ wollen die Bahnhofsmissionen ihre vielseitigen Angebote noch bekannter machen. Zudem sollen unter dem Motto „Da kann ich was bewegen“ auch neue Ehrenamtliche gewonnen und Spenden gesammelt werden – damit die Bahnhofsmissionen weiter ihre Türen für alle offen halten können. Weil die Lagerkapazitäten schnell erschöpft sind, freuen sich die Einrichtungen vor allem über Geldspenden. Im Falle von Sachspenden bitten sie darum, vor Ort telefonisch zu klären, was konkret gebraucht wird.
„Gerade im Winter sind die Bahnhofsmissionen für viele Menschen eine unverzichtbare Anlaufstelle“, betonen Hedwig Gappa-Langer und ihr Kollege Harald Keiser vom Diakonischen Werk Bayern. „Ob Reisende oder Menschen in Not – hier finden sie Wärme, ein offenes Ohr und die nötige Unterstützung.“
Mehr Informationen finden sich unter www.bahnhofsmission-bayern.de/gutes-tun oder unter www.bahnhofsmission-bayern.de. Aktuelles aus den bayerischen Bahnhofsmissionen gibt es regelmäßig auch auf Instagram und Facebook: @bahnhofsmission.bayern.
Die Bahnhofsmissionsarbeit in Bayern wird gefördert vom Bayerischen Sozialministerium.
Spendenkonto für die bayerischen Bahnhofsmissionen:
BANK IM BISTUM ESSEN eG
Empfänger: IN VIA Bayern
IBAN: DE12 3606 0295 1001 2600 10
BIC: GENODED1BBE